Bosnien und Herzegowina ist ein Land, das bis heute von den Folgen des Krieges von 1992 bis 1995 geprägt ist. Dies zeigt sich nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern vor allem im sozialen Zusammenleben und in der psychischen Gesundheit der Menschen. Das politische System ist nach wie vor von tiefen Gräben und Spannungen zwischen Bosniak:innen, bosnischen Serb:innen und bosnischen Kroat:innen geprägt. Die Deutungshoheit über das Kriegsgeschehen ist weiterhin umstritten. Die Frage, wer gewonnen und wer verloren hat, und die Übernahme der Verantwortung für die begangenen Kriegsverbrechen sind weiterhin strittig und verhindern das aufrichtige Aufeinanderzugehen und die für die Zukunft des Landes so notwendige Versöhnung. Um Stabilität zu erreichen, müssen kollektive und individuelle Traumata aufgearbeitet werden. Hier setzt unsere Arbeit an.
In Bosnien und Herzegowina arbeiten wir seit 2009 sehr eng mit Udruženje za psiho-socijalnu podršku i bolju budućnost „Progres“ zusammen, dem Bürgerverein für psychosoziale Unterstützung und eine bessere Zukunft „Progres“. Progres engagiert sich in der multiethnischen Begegnungsarbeit, der beruflichen Bildung und der psychosozialen Unterstützung von Menschen mit Traumaerfahrungen. Progres setzt sich besonders dafür ein, jungen Menschen Lebensperspektiven zu geben und begleitet sie dabei, sich unabhängig von Religion und Volkszugehörigkeit zu vernetzen, an die Vergangenheit zu erinnern und sich für eine gewaltfreie Gesellschaft einzusetzen.
Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes setzen wir seit 2021 das Projekt „Traumaorientierte Friedensarbeit“ um, das aus zwei Komponenten besteht: der Weiterbildung von Lehrkräften in Traumapädagogik sowie der Ausbildung junger Dialogbegleiter:innen.