In Bosnien und Herzegowina beobachten wir, dass häufig die Folgen von individuellen und kollektiven Traumata nicht als solche erkannt werden. Viele Kinder und Jugendliche leiden unter den Traumata ihrer Eltern, die sich zum Teil in häuslicher Gewalt äußern. Gleichzeitig wirken die Gewalterfahrungen der Vergangenheit in den Schulen fort. So gibt es in einigen Regionen bis heute das Prinzip „Zwei Schulen unter einem Dach“, also die getrennte Beschulung von Schüler:innen unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeiten im selben Schulgebäude. Auf diese Weise wird die ethnische Trennung an die nächste Generation weitergegeben. Versöhnung und heilsames Erinnern haben in diesem System keinen Platz.
Schule und Klassenzimmer sollten traumasensible Orte sein, an denen Kinder und Jugendliche Sicherheit, Selbstwirksamkeit und Gemeinschaft erleben können. Aus diesem Grund haben wir 18 Lehrer:innen und Menschen aus sozialen Berufen in der traumasensiblen Begleitung von Schüler:innen ausgebildet. In sechs Modulen haben sie Grundlagen der Psychotraumatologie und Methoden der traumapädagogischen Arbeit kennengelernt.
Parallel zur Ausbildung konnten sie das Gelernte in ihrer Arbeit anwenden und erproben. So wendeten die Teilnehmer:innen bereits während ihrer Weiterbildung ihr Wissen bei über 1.000 Schüler:innen an. "In der Weiterbildung habe ich neues Wissen erhalten und vieles gelernt, was ich anwenden kann“, so fasste eine Teilnehmerin ihre Erfahrung zusammen. „Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es hilft sich mit anderen zu verbinden. Wenn wir auf die Wichtigkeit des Themas Trauma hinweisen und es nicht ignorieren und unter den Teppich kehren, dann haben wir eine neue Chance für die Zukunft."
Der Bedarf ist riesig: Für die zweite Weiterbildung, die wir im März 2023 gestartet haben, hatten sich über 150 Interessierte beworben.