Körper – Seele – Trauma und Wege der Heilung
Seminar vom 28.06-02.07.2022 auf dem Labenbachhof in Ruhpolding
Endlich war es wieder soweit - im Juni konnten wir wieder internationale Kolleg:innen auf dem Labenbachhof begrüßen, um mit ihnen gemeinsam zu arbeiten, uns auszutauschen und miteinander unser Traumawissen zu vertiefen. Eine internationale Gruppe von Traumatherapeut:innen und Trauma-berater:innen aus unseren Partnerländern Zentralamerikas, Brasilien, Kurdistan-Irak und Palästina nahm gemeinsam mit Kolleg:innen aus den Niederlanden, der Schweiz und Deutschland am internationalen Refresher in Ruhpolding teil.
Unter der fachlichen Leitung von Lutz Besser (zptn) beschäftigten wir uns damit, wie wir Menschen unterstützen können, traumatische Erfahrungen zu verarbeiten.
Im Mittelpunkt stand dieses Jahr vor allem die Arbeit mit dem Körper und natürlich probierten wir hier auch vieles ganz praktisch aus. Jeder Tag begann mit gemeinsamen Übungen aus dem Power Response Training (Dieter Mayer). Auch ohne Sprache konnten wir als Gruppe so einen gemeinsamen Rhythmus finden und mit einfachen Übungen erarbeiten, wie sich z.B. Sicherheit und Orientierung auch körperlich verankern lassen können. Neben viel fachlichem Input, Selbsterfahrung etc. war auch die internationale Gemeinschaft eine Ressource und dies zeigte sich auch manchmal ganz unerwartet: An einem Abend waren wir noch im Seminarraum und übten TRE (Tension and Trauma Releasing Exercises). Draußen tobte ein heftiges Sommergewitter. Plötzlich tat es einen lauten Knall und es wurde dunkel. Der Blitz hatte eingeschlagen, für einige Stunden gab es keinen Strom. Die Gruppe blieb ganz ruhig, beendete die Übungen, alle blieben zusammen im Seminarraum sitzen und begannen spontan miteinander zu singen und zu tanzen. Jede Gruppe trug etwas aus ihrer Kultur, ihrer Sprache bei. Es wurde ein schöner Abend mit viel Verbundenheit. Am Ende dieser Tage waren die Rückmeldungen sehr berührend. Einige Teilnehmer:innen berichteten noch einmal von eigenen Fragen und inneren Prozessen, die sich für sie in diesen Tagen geklärt hatten. Immer wieder wurde auch betont, dass trotz der unterschiedlichen Sprachen ein Vertrauensraum entstanden ist. Besonders poetisch drückte es ein Kollege aus Kurdistan-Irak aus: „Ein Garten voller unterschiedlicher Blumen ist viel schöner als einer, in dem es nur eine Art Blumen gibt. Hier ist jede Gruppe wie eine Blume mit einem eigenen Duft. Das ist ein unglaublicher Reichtum.“
Martina Bock