Max Mannheimer weilt nicht mehr unter uns. Erst vor wenigen Tagen habe ich geträumt, dass Max gestorben ist und ich war beim Aufwachen froh, dass es nur ein Traum war. Jetzt, wenige Tage danach, ist es Wirklichkeit geworden.
Ich sehe ihn neben mir im Auto; ich fahre und er gibt mir Denksportaufgaben. Ich bin ein junger Diakon. Meine Arbeitsstelle ist die Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Er spornt mich an und erklärt mir, dass unser Gehirn munter bleiben muss! Wach und wachsam müssen wir bleiben, damit uns die braunen Gesellen niemals mehr einlullen können.
Max wir bräuchten Dich gerade jetzt so dringend, wo das Totenglöcklein für die Demokratie wieder läutet, in manchen Ländern Europas und an vielen anderen Stellen der Welt, wo ein Menschenleben nichts mehr zählt. Wo im 'Land von Nacht und Nebel' der Rassismus keine Tarnkappe mehr benötigt und viele sich scheinbar daran gewöhnt haben, dass Asylbewerberheime brennen. ' Ist halt so! - ?'
Max, Du wirst uns fehlen, aber wir versprechen Dir: Wir werden jetzt erst recht weiter erinnern und mahnen und uns den Mund nicht verbieten lassen!
Wir werden nicht verzweifeln, sondern uns immer an deinen Humor erinnern. Es war vor einigen Jahren, in Coburg auf dem Marktplatz, nachdem wir dort in der Friedensdekade Vorträge und Gottesdienste gemeinsam gestaltet hatten. Du hattest noch Hunger und auf dem Coburger Marktplatz bruzzelten die Bratwürstel auf Kiefernzapfen. Ein geradezu göttlicher Geruch. Darüber waren wir uns schnell einig. Dann fragtest Du mich: "Sag mal, sind die koscher? - Gib mir keine Antwort. Ich habe jetzt Hunger. - Und vergiss nie, mein lieber Diakon, das Copyright auf die Bibel, das haben wir."
Ich danke Dir im Namen der Stiftung Wings of Hope, deren Anfänge 1994 in der KZ-Gedenkstätte Dachau Du beratend und ermutigend mitgestaltet hast, für dein Engagement im Kuratorium unserer Stiftung und all die weisen Ratschläge im persönlichen Gespräch.
Vor mir auf dem Schreibtisch steht ein Foto von Dir und mir im TraumaHilfeZentrum am Labenbachhof. Eigentlich wolltest Du nicht kommen, denn es waren nicht nur junge Menschen aus Deutschland, Bosnien und Herzegowina und dem Irak dort, sondern auch aus Israel und Palästina. "Das ist mir zu schwer", hast Du gesagt. "Ich bin schon so alt." - Dann kamst Du doch und am Ende warst Du ganz froh und saßt noch lange im angeregten Gespräch mit all den jungen Menschen. Dein Resümee war ganz einfach: "Es sind junge Menschen und sie wollen alle das Gleiche: Frieden, Freiheit, Toleranz, Gleichheit und Gerechtigkeit. Vielleicht sollten sie ihre Länder regieren und nicht diejenigen, die sich derzeit dazu berufen fühlen."
Über unserem Familiengrab hat mein Vater den Spruch meißeln lassen: 'Unsere Heimat ist im Himmel.'
Auf Wiedersehen Max!
Peter Klentzan, Diakon
TraumaHilfeZentrum Labenbachhof, Ruhpolding
Stellvertretend für alle Mitarbeitende im Team, Vorstand, Kuratorium
und int. Partnern in den Projekten der Stiftung Wings of Hope Deutschland