Anfang November kamen zum vierten Mal 14 Kinder und acht Frauen mit Fluchterfahrungen für die Stabilisierungs- und Ressourcentage in unserem Tagungshaus in Ruhpolding zusammen. Unter dem Motto „Durchatmen und die innere Balance stärken“ nahmen sie an einem ressourcenorientierten Stabilisierungsprogramm teil, das ihnen half, zur Ruhe zu kommen und sich mit belastenden Themen auseinanderzusetzen.
Die Kinder verbrachten viel Zeit draußen beim erlebnispädagogischen Angebot. Trotz des Novemberwetters mit Regen, ein wenig Schnee und Kälte gingen die Kinder tapfer und glücklich raus, machten mit bei Spaziergängen im Wald, einem Wanderausflug zu den Röthelmoos-Almen, gemeinsamen Spielen und genossen es, sich frei bewegen zu können. Das Stockbrotbacken, Lagerfeuer, Bogenschießen, die Clown-Show oder die allabendliche gemeinsame Gute-Nacht-Geschichte: Es waren besondere Erfahrungen, die ihren festen Platz in den Schatzkiste der Kinder und Mütter gefunden haben.
Auch die Frauen waren sehr interessiert und machten motiviert und mit ganzem Herzen bei allen Angeboten mit. Durch praktische Übungen zum seelischen Auftanken und zur Stressregulation konnten sie nach Jahren zum ersten Mal wieder Sicherheit und Lebensfreude spüren. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Trauma war offen und emotional intensiv. Eine wichtige Erfahrung war die heilsame Wirkung der Gruppe: Die Frauen konnten miteinander weinen und lachen, sich gegenseitig trösten, Nähe zulassen und Vertrauen aufbauen. Eine Teilnehmerin drückte es so aus: „Es hat mir geholfen zu sehen, dass auch andere Frauen dieselben Sorgen haben. Ich habe hier Freunde und auch wieder Freude gefunden. Alleine hätte ich das nicht geschafft“.
Die Stiftung Wings of Hope unterstützt mit diesem Angebot Frauen und ihre Kinder, traumatische Belastungen zu lindern, die auf der Flucht oder im Heimatland entstanden sind. Sie wurden von einem fünfköpfigen Team traumatherapeutisch und -pädagogisch ausgebildeter Fachkräfte begleitet und können anschließend an einem Nachsorgeprogramm teilnehmen. Die Frauen kommen ursprünglich aus Afghanistan, Syrien, der Ukraine, Tschetschenien, Äthiopien und Marokko und leben mit ihren Kindern in Bayern.
Im Interview mit dem Sonntagsblatt erklärt unsere Mitarbeiterin Lucija Lukić Holjan, welche Spuren Krieg, Hunger, Vertreibung bei geflüchteten Menschen hinterlassen und wie die Arbeit während der Ressourcentage aussieht. Das komplette Interview finden Sie hier.