Das gesellschaftliche Zusammenleben in Bosnien und Herzegowina ist nach wie vor von den Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen geprägt. Um diese Konflikte zu verstehen, ist es wichtig, sich mit dem Thema Trauma auseinanderzusetzen. Die Auswirkungen kollektiver Traumata zeigen sich in kollektiven Einstellungen und in der Entwicklung traumabasierter Gruppenidentitäten. Individuelle und kollektive Traumata werden benutzt, um Feindbilder und Ängste aufrechtzuerhalten. Opfer- und Täternarrative werden identitätsstiftend, eigene Schuld und Scham ausgeblendet.
Um den Dialog zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen, ist es wichtig, diese Folgen der kollektiven Traumata zu erkennen und an einer Erinnerungskultur zu arbeiten, die nicht die Spaltung, sondern Versöhnung fördert.
Gemeinsam mit dem Bürgerverein Progres haben wir seit 2021 mit jungen Menschen aus allen Gemeinschaften des Landes an diesen Themen gearbeitet und sie als Multiplikator:innen für traumasensiblen Dialog weitergebildet. In sechs Modulen arbeiten wir daran, die überlieferten Erzählungen zu hinterfragen und in einen Dialog zu treten.
„Ich nehme viel Mut und Hoffnung mit. Ich hätte nie gedacht, dass ich gemeinsam mit anderen über alle diese Dinge sprechen kann. Aber es geht - und das macht mir Mut“, sagte eine junge Teilnehmerin. Gemeinsam setzen die Multiplikator:innen nun kleine lokale Projekte um und tragen so die Friedensbotschaft weiter. Eine neue Ausbildungsgruppe hat im Mai 2023 begonnen.